Freitag, 2. Februar 2018

Die ersten Tage

Wo fange ich am besten an...

Am 20.01.2018 bin ich mit 1 Stunde Verspätung, 2 neuen Bekanntschaften und einem Zwischenstopp in Istanbul, sicher in Kathmandu gelandet.
Dann hieß es schnell Koffer holen und Visum beantragen.  Aus dem einen Flughafen raus, rüber zum Nächsten und zwar im Schnellschritt, denn von dort ging es das erste Mal per Flieger weiter nach Pokhara. Als die nette Dame am Schalter meinte, dass ich für den Flug nicht vorgesehen wäre, rutschte mir mein Herz schon ziemlich weit nach unten.  Aber nach kurzer Zeit war dann alles geklärt.  Nepal wäre nicht Nepal, wenn hier nicht eine andere Zeitgeschwindigkeit laufen würde. Ich habe den Flug tatsächlich nicht verpasst. Es hat alles noch in letzter Minute geklappt 😃

....uuuunglaublich, dies war sozusagen ein Mounten-Flug extra Klasse, denn die Sicht war der Hammer. Ich habe die komplette Anapurnakette aus einem winzig kleinen Propellerflugzeug, mit 18 Sitzplätzen gesehen.
(Mit dem Bus benötigt man für die ca. 200 km 7-10 Stunden)
In Pokhara empfingen mich dann schon 2 Freunde und haben mich herzlich willkommen geheißen. Da sich für die Hochzeit viele Freunde und Bekannt angemeldet haben, war im Haus kein Platz für mich, also wurde ich für einige Tage nebenan im Hotel untergebracht. Dort sollte ich natürlich nur schlafen, zum Essen wurde ich herzlich ins Haus eingeladen.  😉


Ein Tag vor der Hochzeit ist es Tradition, dass sich schon mal eingestimmt wird. Somit wurde bis spät in die Nacht gesungen, getanzt, gegessen, getrunken und ganz viel gelacht. Am Montag den 22.01.2018 sollte ich um 08:00 Uhr morgens rüber kommen damit mich die Braut ankleiden kann. Ja! die Braut wollte mich unbedingt in meinen Sari* binden, es wäre ihr eine Freude. Und nicht nur mich hat sie fertig gemacht, auch ihre ganzen Geschwister und Bekannten die dort waren.
Nur gut, dass die Braut relaxter war als ich.  Ich hatte nur die Uhr im Blick (typisch deutsch?!) Der Tempel, wo die Trauung stattfinden sollte, war von 09-11 Uhr gemietet. Als dann endlich der Hochzeitssari der Braut von der Näherei abgeholt werden konnte, gab es erstmal ein Drama. Nicht weil es schon nach 10 Uhr war, sondern weil die Bluse auch noch viel zu eng an den Armen war. Schneller Hand wurde mit den Zähnen und einer Haarspange die Naht etwas geweitet!
Gegen 11 Uhr machten sich dann alle tanzend, begleitet mit einer Band auf dem Weg zum Tempel. Der Bräutigam, inmitten der Menge im beschmücktem Auto im Schritttempo, dazwischen und die Braut vorab tanzend zum Tempel.
Und da haben wir es wieder: "Nepal-Time"!
Als wir nach 30-40 Minuten ankamen, war der Tempel noch besetzt. Also wurde weiter getanzt und Musik gemacht. Die Zeremonie dauerte ungefähr 3 Stunden. Alle Götter wurden gut gestimmt, Reis geworfen, Räucherstäbchen angezündet und hin und her geschwungen, Wasser und Farben wurden von einer Ecke in die andere vom Brautpaar gespritzt.  Zum Schluss wurden dann auch die Ringe getauscht. Zwischendurch sind schon einige Gäste zum nicht weit entfernten Zelt gelaufen wo das Buffet wartete. Es gab das Landestypische Dal Bhat* mit Gemüse und verschieden zubereiteten Fleischsorten. Als dann auch das Brautpaar gestärkt war, durften sie auf bequeme rote Sessel Platz nehmen. Jetzt konnten alle Gäste ihre Wünsche, Geschenke und ihren Segen mit einem Tika* vergeben. Bevor es dunkel wurde, haben wir den Heimweg angetreten. Aus dem 5-Minutengehweg wurde 1 Stunde.  Alle 2 Minuten wurde angehalten um heiter und ausgelassen zu tanzen. Alle waren bunt und wunderschön anzusehen. Am Haus angekommen, wurde sich was Bequemes und Warmes angezogen und die Nacht durch am Feuer getanzt und gesungen. Ich war ein Teil der Hochzeit und Familie. Alle haben mich wie ein Familienmitglied behandelt und nicht wie eine fremde Ausländerin.

 

*Der Sari ist ein indisches Kleidungsstück für Frauen, ein Beispiel für ein traditionelles Kleidungsstück (Tracht), das in Indien, Sri Lanka, Bangladesch, Nepal und auch in einigen Gebieten Pakistans heute noch sehr oft im Alltag getragen wird

*Dal Bhat ist ein einfaches, preisgünstiges Alltagsgericht der südasiatischen Küche. Es besteht in der Hauptsache aus Linsensuppe (dal), Reis (bhat) und Gemüse der Saison. Dal Bhat ist in allen Ländern Südasiens und besonders in Nepal verbreitet.

*Tika nennt man die verschiedenen Segenszeichen, die Hindus oft auf der Stirn tragen. Man tupft etwa mit roten Pigmenten einen Segenspunkt auf oder bekommt ihn als Abschluss nach einer hinduistischen Zeremonie oder zu anderen besonders feierlichen Anlässen.




Mein Bericht über die Verteilung der Spenden folgt in nächsten Tagen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen